starke Depressionen und Nervenzusammenbruch

Gedankenaustausch und Infos zu übermäßigem Körpergeruch

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traum
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starke Depressionen und Nervenzusammenbruch

Beitrag von traum »

Hi ihr,

wir tauschen uns zwar über mögliche Hilfen aus, aber wie bewältigt ihr denn den Alltag? Wie sieht euer Alltag aus? Euer soziales Umfeld? Hat jemand einen Partner?

Dass diese Krankheit depressiv und hoffnungslos macht, dürften wir alle schon erfahren haben.

Ich bin nun aber an einem Punkt, an dem ich überhaupt nicht mehr weiß, wie ich damit noch umgehen soll.

Ich stinke seit ca. 3 Jahren. Anfangs fiel es nicht jedem auf. Es gab dazwischen immer Phasen, in denen es etwas besser war... manchmal wollte ich dagegen am liebsten sterben. Doch das könnte ich meinen Eltern nicht antun.

Die letzten Wochen war ich ziemlich glücklich. Ich dachte mir: 'Leb einfach dein Leben ohne Kommentare von anderen zu beachten, da du ja eh nichts am Gestank ändern kannst.'
Damit bin ich gut gefahren für ein paar Wochen. Nicht versuchen zwanghaft etwas am Stinken zu ändern, sondern eben damit leben.

Allerdings hatte ich in den letzten zwei Wochen Erfahrungen, die mich total aus dem Ruder geworden haben.
Das eine war, als ich mit einem Bekannten an einer Bar etwas trank und meinte: "Sorry ich riech glaub ich voll nach Knoblauch aus dem Mund." Daraufhin meinte dieser "lustig": "Nee, des riech ich nicht. Du riechst nur nach Schweiß, wie immer halt."
Es kam zwar schon vor, dass mich welche darauf ansprachen. Aber seit diesem einen Erlebnis bin ich total fertig mit der Welt. Dieses "wie immer halt". Es ist einfach scheinbar IMMER so. Eigentlich wusste ich das, aber das hat mir trotzdem nochmal die Augen geöffnet.
Ich komm überhaupt nicht mehr klar und bin total fertig.

Dazu kommen alltägliche Probleme, die jeder kennt, die auch nicht schön sind. Aber mit der BH im Hinterkopf, ist alles einfach noch so viel schlimmer. Das ist einfach kein angemessenes Leben, das wir führen.
Es gibt viele Leute, die gern etwas mit mir machen, aber ich möchte mich ihnen einfach zumuten. Ich frag mich selbst: "wie können die mit mir etwas machen wollen, wenn ich so stinke?"

Umso älter man wird, desto mehr schlimme Erfahrungen müssen wir machen.

Ich möchte einfach fliehen von dieser Krankheit, aber der einzige Weg zu fliehen ist Selbstmord.
Ich hab so viele Pläne und Träume. Und dann realisiere ich immer wieder, dass egal, was ich anfangen werde, mein Gestank mir IMMER im Weg stehen wird.
Vor allem, weil der scheinbar immer schlimmer wird.

Eine feste Beziehung hab ich schon lang aus meiner Zukunftsplanung verworfen. Es wird nur immer schwerer damit umzugehen. Wenn die Kollegen und Bekannten über ihre Beziehungen/Pläne/sogar Beziehungsprobleme reden, fühle ich mich immer als wäre ich kein Mensch. Bei mir gibt es diese Themen gar nicht. Dabei ist es doch das natürlichste der Welt.

Wenn ich auf mein Leben von vor drei Jahren (als ich noch nicht gestunken hab) schau, kommt mir das vor wie ein Film und nicht als wäre das tatsächlich mal mein Leben gewesen. Ich hatte so viele Freunde, war beliebt, war kontaktfreudig, war überall gern gesehen, war lustig, war stets begehrt, ging viel fort und feiern/tanzen, usw.

Ich möchte dauernd neue Wege gehen, versuche mich stets neu selbst zu finden, aber letztendlich weiß ich, dass das einzige Problem, das ich habe, die Bromhidrosis ist und kein Weg mir da raus helfen wird und ich überall und immer die gleichen Probleme haben werde, egal was ich tue.

Es nervt mich langsam, dass ich mich überall drücken muss. Damit verscherze ich es mir bei allen Freunden und Bekannten, die ich noch habe. Das wird immer schlimmer. Man muss dauernd Ausreden erfinden. Man kann einfach nicht man selbst sein.

Selbst wenn Leute einen mit dem Geruch mögen und akzeptieren, hat man nie die gleichen zwischenmenschlichen Beziehung wie ein Nicht-Kranker. Einfach weil man auf Leute unbewusst immer unsympathisch wirkt, wenn man nicht gut riecht. Man kann ja so oder so nicht jeden gut riechen... wie soll uns dann jemand gut riechen (mögen) können?

Es tut mir so leid für meine Freunde und für mich.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Lyla
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Re: starke Depressionen und Nervenzusammenbruch

Beitrag von Lyla »

Liebe traum,
ich habe so geweint, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Mir geht es ganz genauso. Seit 10 Jahren. Und seit 6 Jahren geht es mir richtig schlecht.
Ich konnte aufgrund der BH meinen Beruf als Kundenberaterin nicht mehr ausüben. Durch die BH bin ich schwer depressiv geworden.
Suizid-Versuche und Psychiatrie-Aufenthalte waren die Folge. Die Einnahme von Anti-Depressiva hat geholfen, doch an der Geruchsproblematik hat es leider nichts geändert.
Auch ich werde ganz sicher mit dieser Krankheit keine Kinder in die Welt setzen. Und wer das nicht versteht, weiß nicht, was wir durchmachen.
Auf eine Partnerschaft habe ich mich Anfang des Jahres nochmal eingelassen. Weil er es soo unbedingt wollte. Das Ende vom Lied, er hat mich vor 8 Wochen für eine Andere verlassen.
Mein Fazit: Es gibt keinen Partner, der einen trotz Körpergeruch liebt! Es ist also besser, alleine zu bleiben.

Hab kein Bock mehr auf den ganzen Scheiß!
bromi
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Re: starke Depressionen und Nervenzusammenbruch

Beitrag von bromi »

Hey ho!
Ich hab diese Krankheit seit ich 17 bin. Jetzt bin ich 25. Also seit 8 Jahren. Erst vor knapp 3 Jahren hab ich eine Lösung meines Problems, d.h. meine Ursache gefunden. Ich hatte selbst nicht daran geglaubt, dass ich je eine Lösung finden werde, aber ich hab es geschafft. Und ihr werdet es irgendwann auch schaffen, davon bin ich überzeugt. Vielleicht dauert es etwas länger als bei mir, aber lasst euch nicht entmutigen!
Mir ist es mittlerweile mehr oder weniger schnuppe, ob ich Schweißgeruch habe oder nicht, weil ich genügend Selbstbewusstsein habe und es mich nur tangential berührt, was andere (d.h. Fremde/Nicht-Freunde) über mich denken. Ihr müsst einfach mal zu eurem Geruch, eurem Körper stehen und weniger auf andere achten. (auch wenn das schwer fällt, aber schiebt die Schuldgefühle einfach mal beiseite, und wenn sie wieder hochkommen, schiebt sie wieder beiseite und wieder und lasst euch nicht unterkriegen). und irgendwann werdet ihr eine Lösung haben, und dann wird die ganze Vergangenheit egal sein.
Jup zwischenmenschliche Kontakte zu Freunden/Partnern sind schon irgendwie erschwert, aber man muss einfach sein bestes draus machen.
Zu Berufen: Kommen Jobs in Richtung Homeoffice oder im Freien in Frage, man kann sich ja erst mal hier anpassen. So wie den Rest einfach erst mal anpassen. Und es wird dann irgendwann schon ;)
"Wenn das Leben dir Zitronen gibt mach Limonade draus."
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